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Zum Bettag 2018

16. September 2018

Liebe Mitlandleute, Liebe Mitfeiernde

Im Namen des Regierungsrates, des Dekanats Obwalden und der Evangelisch-reformierten Kirchgemeinden Obwaldens begrüsse ich Sie alle ganz herzlich in der Kollegikirche Sarnen.

Traditionsgemäss laden Behörden und Kirchen die Bevölkerung aus allen Gemeinden gemeinsam zu einem ökumenischen Gottesdienst und zu einer kantonalen Begegnung ein. Dieser schöne und besinnliche Anlass bildet die Fortsetzung der seit dem Jubiläumsjahr der Eidgenossenschaft traditionellen Bettagsfeiern.

Vorab danke ich den beiden Zelebranten, Pfarrer Berhard Willi und Pfarrer Michael Candrian, sowie dem Kirchenchor Harmonie Sarnen für die Gestaltung des Gottesdienstes und lade Sie bereits jetzt zum Apéro ein, welcher nach dem Gottesdienst im Freien vor der Kollegikirche stattfindet und Gelegenheit zur Begegnung bietet.

Ich habe heute die Osterkerze der Pfarrei Sarnen mitgebracht.

Kerzen haben eine sehr lange Tradition und werden in so gut wie allen Kulturen nicht nur wegen ihres Lichtscheins geschätzt, sondern auch wegen der heimeligen Geborgenheit, die ihre Flamme vermittelt. Sie spenden ein besonders sanftes Licht, welches eine gemütliche, aber auch festliche Stimmung erzeugt.

Wir Menschen sind ausgesprochen soziale Wesen. Der Wunsch nach Zusammengehörigkeit, Liebe und Geborgenheit treibt uns an. Der ursprüngliche pragmatische Grund, mit einer Kerze die Dunkelheit zu erhellen, wurde sehr schnell durch eine mit der Kerzenflamme verbundene Symbolik erweitert, so dass rund um das Anzünden einer Kerze religiöse, magische und spirituelle Rituale entstanden. Der Alltag bietet viele Gelegenheiten, das Entzünden einer Kerze als Ritual zu zelebrieren. Klassisch ist der Brauch, Kerzen auf einer Geburtstagstorte zu entzünden; diese werden dann möglichst in einem Zug ausgeblasen, wobei sich das Geburtstagskind heimlich etwas wünschen darf. Die Kerze ist auch ein stilvolles Element bei verschiedenen Festlichkeiten, so werden zum Beginn eines feierlichen Essens bewusst die Kerzen angezündet, um eine harmonische Stimmung zu erzeugen. An bestimmten Tagen werden Kerzen zum Gedenken an verstorbene Menschen oder an vergangene Ereignisse angezündet. Diese Eigenschaften haben schon früh dazu geführt, dass Kerzen über ihre rein praktische Verwendung hinaus auch bei Zeremonien und ganz bewusst und gezielt eingesetzt wurden.

Die Kerze ist ein Symbol der Hoffnung. Jede Kerze macht die Umgebung nicht nur hell, sondern bringt auch Wärme, also Leben. Leben heisst nebst vielem auch Dasein für andere, und sich für Mitmenschen engagieren.

Die diesjährige Osterkerze der Pfarrei Sarnen gefällt mir sehr gut. Wir sehen ein geschwungenes Kreuz, begleitet von verschiedenen grossen, bunten Farbtupfen, zusammengehalten von einem roten Band. Mit wenigen Strichen ist eine grosse Symbolik entstanden.

Im Zentrum steht das Kreuz, welches das Leiden und Sterben von Jesu darstellt, aber auch ein Zeichen der Hoffnung und des Lebens ist. Das Spezielle an diesem Kreuz ist die Bewegung in die Kurve, welche durch die bunten Farbtupfer noch verstärkt wird. Dieser Bogen zeigt uns, dass unser Weg nicht immer geradeaus verlaufen muss. Der Bogen wirkt auf mich aber auch dynamisch und beweist in der geschwungenen Form, dass nicht immer alles so sein muss, wie es schon immer war. Altbekanntes wird neu dargestellt und trotzdem ist für uns alle eindeutig zu erkennen, dass es sich um ein Kreuz handelt.

Genauso verhält es sich auch mit den Traditionen. Die junge Generation hinterfragt immer wieder gewisse Werte und Traditionen, die viele von uns seit jeher gelebt haben. Dieses kritische Hinterfragen ist wichtig: Denn entweder kann man die Gründe aufzeigen und die Tradition stärken. Oder man merkt, dass ein Handeln nicht mehr zeitgerecht ist und angepasst werden soll. So wird unsere Kultur gestärkt und die junge Generation versteht unsere Tradition und trägt sie mit.

Die bunten Farbtupfer auf der Kerze bringen das Kreuz in Bewegung. Es gibt ein helles und fröhliches Bild. Die Farbtupfer symbolisieren für mich Menschen. Wir alle sind Farbtupfer; grosse, kleine, helle, dunkle, blasse oder leuchtende. Jeder Mensch ist ein Individuum und hat eine eigene Persönlichkeit. Und genau diese Vielfalt macht die Begegnungen mit anderen Menschen interessant. Oder wie es der französische Erzähler und Novellist Guy de Maupassat passend gesagt hat: „Es sind die Begegnungen mit Menschen, die das Leben lebenswert machen.“

Wenn wir offen sind und aufeinander zugehen, so kann viel Neues und Schönes entstehen. Und haben sich auch einmal den Mut, sich mit anderen Menschen zu unterhalten, das öffnet den Horizont und bietet für alle neue Chancen und Perspektiven. Sozusagen ein farbenfroheres Leben.

Und zuletzt sehen wir unten an der Kerze ein rotes Band. Es hält das Kreuz und die farbigen Punkte zusammen. So wie die Kirche uns Christen zusammenhält oder das Gemeinwesen seine Bürgerinnen und Bürger. Die Kirche und der Staat bilden ein starkes Fundament. Aber jeder einzelne von uns muss seinen persönlichen Weg selber gehen und soll einen Beitrag für die Allgemeinheit leisten.

Und damit komme ich zurück auf diese licht- und wärmebringende Osterkerze.

  • Das schwungvolle Kreuz symbolisiert somit unser Leben, unsere Werte und Traditionen
  • Die bunten Punkte stehen für alle unterschiedlichen Menschen und ihre Charakteren
  • Das Band steht für das gemeinsame Fundament in Obwalden

Ich wünsche Ihnen einen besinnlichen Bettag und eine schwungvolle, bunte Herbstzeit mit vielen interessanten Begegnungen.

Landammann Christoph Amstad

 

Bettagsmandat im Amtsblatt vom 13. September 2018